Minergie-Grundlüftung – Die ideale Lösung für die Sanierung

Robert Minovsky, Leiter Technik bei Minergie, erklärt im Interview, weshalb er für die Minergie-Grundlüftungen eine blühende Zukunft sieht und welche Vorteile sie für Sanierungsbauten haben.

1. Robert Minovsky, Sie erwarten für die Minergie-Grundlüftungen einen Aufschwung. Weshalb diese Prognose?
   Im Markt hat sich ein besseres Verständnis für die Vorzüge dieses Lüftungssystems entwickelt. Bei der Minergie-Grundlüftung wird frische Luft zentral in die Verkehrsflächen einer Wohneinheit eingeblasen und gelangt dann durch die natürliche Luftzirkulation und die offenen Türen in die Zimmer. Zwar erreicht man mit diesem Konzept nicht ganz die gleiche Luftqualität wie mit Systemen, die jeden einzelnen Wohnraum direkt mit Frischluft versorgen. Doch es stellt einen praktikablen Kompromiss dar, insbesondere für Sanierungsprojekte. Gegenüber Abluftanlagen mit Aussenluftdurchlässen bieten sie eindeutig mehr Komfort (keine kalte Zugluft) und reduzieren den Energiebedarf erheblich (Wärmerückgewinnung).
2. Welche Vorteile sind sonst noch vorhanden?
   Bei einer Minergie-Grundlüftung werden weniger Materialien verbaut. Entsprechend kann sie auch bei der grauen Energie punkten, ist platzsparend und günstiger in der Erstellung.
   
3. Ist die Minergie-Grundlüftung vor allem bei Sanierungen ein Thema?
   Ja, unbedingt. Da spielt sie ihren ganzen Vorteil aus. Man dimensioniert die Zuluft nicht für jeden Raum einzeln, sondern für die ganze Wohnung. Wird die Gesamtluftmenge berechnet, kann die Luftmenge anders dimensioniert werden, als wenn jeder Raum einzeln versorgt wird. Das sind keine riesigen Unterschiede, aber genau deshalb fallen die Geräte in den Wohnungen mit einer Minergie-Grundlüftung kleiner aus. Wie empfohlen kann die Minergie-Grundlüftung durch aktive Überströmer ergänzt werden, die die Luft gezielt in einzelne Zimmer leiten. Mit dieser Erweiterung erfüllt das System sogar die strengeren Luftqualitätsanforderungen für Minergie-Neubauten.
   
4. Wie sieht es bei den Kosten aus?
   Bei einer Minergie-Grundlüftung liegt man ohne aktive Überströmer bei rund 4’000 bis 5’000 Franken pro Nutzungseinheit. Aufwand-Ertrag stehen damit aus meiner Sicht in einem sehr guten Verhältnis. Diese Zahlen sind jedoch von den Gegebenheiten abhängig und müssen im Einzelfall betrachtet werden. Wird eine Minergie-Grundlüftung ohne aktive Überströmer installiert, sind die Mietenden darauf hinzuweisen, dass die Zimmertüren offen zu halten sind, da sonst die Luftqualität in einzelnen Zimmern zu schlecht werden kann.
5. Weshalb werden die Minergie-Grundlüftungen gerade jetzt zum Thema?
   Das hat einerseits mit einer gewissen Kostensensibilität zu tun: In der Sanierung empfinden einige Bauherrschaften die Komfortlüftung als zu aufwändig. Andererseits ist seit der Coronapandemie ein anderer Fokus bei der Luftqualität feststellbar. Die Mietenden und die Eigenheimbesitzenden verstehen immer mehr, dass der Luftaustausch und die Luftqualität etwas Wichtiges sind. Beispielsweise werden bei einer guten Luftqualität im Büro weniger Krankheitsviren übertragen. Zudem habe ich festgestellt, dass es heute ein deutlich grösseres Angebot an aktiven Überströmern auf dem Markt gibt. Einige Branchenvertretende betrachten diese Erweiterung der Grundlüftung mittlerweile als Standard-Lüftungssystem.