28. Juni 2024

Interview Fabian Peter: «Das müssen wir rasch ändern»

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Fabian Peter, Präsident Verein Minergie, Regierungsrat und Vorsteher des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartementes des Kantons Luzern
  1. Warum engagieren Sie sich als Regierungsratspräsident des Kantons Luzern für den Verein Minergie?
    Klima, Energie und Nachhaltigkeit sind Themen, die mich persönlich sehr stark beschäftigen. Die Klimaveränderung, wie sie sich zum Beispiel in der Gletscherschmelze manifestiert, macht mich betroffen. Wir alle können aber im Rahmen unserer Möglichkeiten dazu beitragen, dass auch unsere Kinder und unsere Enkelkinder in einer lebenswerten Welt leben dürfen. Nicht zuletzt deshalb habe ich das Motto meines Präsidialjahres gewählt: «energisch – Energie för Lozärn». Minergie hat in den letzten Jahren viel erreicht, und ich möchte mit Minergie diesen Weg zu mehr Komfort, Effizienz und Klimaschutz beim Bauen fortsetzen. Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag für eine klimafreundlichere Zukunft.
  2. Was bringt Minergie dem Kanton Luzern konkret?
    Die Schweiz – und so auch der Kanton Luzern – hat das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu sein. 23 Prozent der CO2-Emissionen in der Schweiz stammen jedoch auch heute noch aus dem Gebäudebereich, das müssen wir rasch ändern. Minergie geht mit gutem Beispiel voran. Minergie-zertifizierte Bauten verbrauchen wenig Energie, sind fossilfrei und motivieren andere, auch freiwillig mehr zu tun, als das Gesetz vorschreibt. Minergie als Vorreiter zeigt Lösungen auf, die funktionieren. Auch der Kanton Luzern will noch energieeffizienter werden und beispielsweise den Ausbau von erneuerbaren Energien weiter vorantreiben, auch wenn im Kanton Luzern bereits heute überdurchschnittlich viele Gebäude Minergie-zertifiziert sind.
  3. Welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Themen bei Minergie in den nächsten Jahren?
    In den nächsten Jahren wird uns der Hitzeschutz bei Gebäuden verstärkt beschäftigen, dabei gilt es, trotzdem höchste Effizienz zu gewährleisten. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Treibhausgasemissionen in der Erstellung eines Gebäudes. Minergie hat dazu im letzten Jahr bei Neubauten Grenzwerte für die Treibhausgasemissionen in der Erstellung eingeführt. Wir streben zudem eine Erhöhung der Minergie-Sanierungen an, zum Beispiel mit liberalen Vorgaben bei der Gebäudehülle, der Lüftung oder der Eigenstromproduktion.
  4. Wie sollten Kantone, Gemeinden und Unternehmen zusammenarbeiten, um die Energie- und Klimaziele der Schweiz zu erreichen? Müsste man etwas verbessern?
    Die von Bund und Kantonen gemeinsam getragene Energie- und Klimapolitik im Gebäudebereich basiert auf dem Prinzip «fordern und fördern». In Gesetzen und Verordnungen werden Minimalanforderungen definiert – im Neubau greifen diese, in der Sanierung jedoch noch zu wenig. Wichtig ist, dass die Politik nah an der Wirtschaft ist, dass wir die Wirtschaft in diesen Prozess mit einbeziehen und Anforderungen definieren, die anspruchsvoll, aber auch umsetzbar sind. Wir können keine Anforderungen stellen, die angesichts des Fachkräftemangels nicht umsetzbar sind.
  5. Wenn Sie zurückblicken auf Ihre ersten Jahre als Präsident von Minergie: Worauf sind Sie besonders stolz?
    Ich habe mich inhaltlich rasch zurechtgefunden. Sicher ist es von Vorteil, dass ich HLK-Ingenieur bin. Ich habe aber auch schnell festgestellt, dass die Betriebskultur bei Minergie sehr gut und die Motivation hoch ist. Auch die Zusammenarbeit zwischen den Gremien und den Partnern des Vereins Minergie ist sehr angenehm und zielorientiert. Natürlich bin ich auch stolz, dass wir nach zwei Jahren Verhandlungen und einem Jahr inhaltlicher Arbeiten im letzten September die erneuerten und harmonisierten Schweizer Gebäude- und Arealstandards lancieren konnten.