25. April 2024

5 Fragen zu: «Erste Erkenntnisse und Tipps zum Minergie-Areal»

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Stefanie Steiner, Projektleiterin International und Areal
  1. Was sind die ersten Erkenntnisse seit der Lancierung?
    Eine erste wichtige Erkenntnis ist: Das Minergie-Areal hat den Praxistest bestanden. Wir haben bereits ein provisorisch und ein definitiv zertifiziertes Areal (siehe auch Arealliste) und die Nachfrage auf dem Markt besteht. Aber Areale haben in der Regel sehr lange Entwicklungs- und Planungsphasen. Vom Zeitpunkt einer ersten Vorabklärung bis zum Einreichen eines Zertifizierungsantrages kann es deshalb mehrere Jahre dauern. Eine weitere Erkenntnis ist: Die Sanierungspflicht der Bestandesbauten kann eine Herausforderung sein. Wir erlauben zwar verschiedene Wege der Erneuerung: neben der Minergie-Sanierung kann auch mit der GEAK Gebäudehülle Klasse C oder dem SNBS-Hochbau gearbeitet werden. Aber welcher Weg auch eingeschlagen wird, die Bauträgerschaft muss festlegen, wie die Bestandesbauten erneuert werden.
  2. Bietet das Minergie-Areal auch Vereinfachungen gegenüber der Zertifizierung von Einzelgebäuden?
    Ja, und zwar in vier Bereichen: Der Grenzwert für Treibhausgasemissionen in der Erstellung muss nicht pro Gebäude, sondern über das gesamte Areal erreicht werden. Damit kann z. B. ein Massivbau mit einem Holzbau kompensiert werden. Zweitens muss die Eigenstromproduktion nur über das gesamte Areal erfüllt werden; das Einzelgebäude wird nicht betrachtet (ausgenommen ist Minergie-A). Schliesslich bestehen auch bei der Minergie-Kennzahl und beim Heizwärmebedarf Kompensationsmöglichkeiten.
  3. Welche langfristigen gesellschaftlichen und ökologischen Vorteile bietet das Minergie-Areal für eine Stadt oder Gemeinde?
    Hier ist vor allem der klimaangepasste Aussenraum wesentlich. Ein gut durchgrüntes und beschattetes Areal bietet nicht nur den Bewohnenden, sondern der gesamten Umgebung Vorteile. Einerseits kann der Grünraum von anderen Anwohnenden genutzt werden, anderseits trägt das Areal zur Reduktion der Hitzespeicherung in der Stadt oder der Gemeinde bei. Auch die gute Infrastruktur für nachhaltige Mobilität ist ein grosser Mehrwert. Besteht eine gute Infrastruktur für die Nutzung von Velos, Trottinette oder E-Bikes, ist die Chance grösser, dass für Kurzdistanzen auf das Auto verzichtet wird. Damit kann der Verkehr im Nahbereich reduziert werden und die Menschen in der Region sowie die Umwelt profitieren.
  4. Mit welchen Mechanismen oder Planungsansätzen stellt ihr sicher, dass das Minergie-Areal auch in Zukunft flexibel und anpassungsfähig bleibt?
    Einerseits verweisen wir nie auf Technologien, sondern auf Grenzwerte oder einen Zielzustand. So können auch Technologien eingesetzt werden, die heute vielleicht noch nicht sehr verbreitet sind. Anderseits passen wir das Reglement periodisch den aktuellen Entwicklungen an. Damit gewährleisten wir, dass das Minergie-Areal dem Stand der Technik entspricht. Gleichzeitig ist auch wichtig, dass die Planungssicherheit gewährleistet ist. Das ermöglichen wir, indem das Reglement zum Zeitpunkt der Antragsstellung für das Minergie-Areal für die provisorische und die definitive Zertifizierung gilt.
  5. Erste Erfahrungswerte! Welche drei Tipps gebt ihr Fachplanern und Architektinnen an die Hand?
    Füllen Sie den neuen Pre-Check aus, damit Sie mögliche Stolpersteine frühzeitig erkennen. Falls Sie eine Überbauung mit mehreren Minergie-Gebäuden planen: Prüfen Sie die Möglichkeit einer zusätzlichen Zertifizierung nach Minergie-Areal. Nehmen Sie bei Fragen Kontakt mit der Zertifizierungsstelle Ihres Kantons auf. Wir helfen Ihnen gerne weiter.