Das Projekt in Kürze
Das Mehrfamilienhaus wurde 1973 erbaut und verfügt heute über sieben Wohnungen - sechs davon baugleich, eine siebte im ausgebauten Dachgeschoss. Der Zustand der Gebäudehülle entspricht dem damaligen Baustandard. Der heutige Energiebedarf betrug gut 15 Liter Heizöl pro Quadratmeter. Ziel der Bauherrschaft war es, mit der Sanierung einen wirtschaftlichen und klimafreundlicher PlusEnergieBau PEB zu schaffen und das Gebäude nach Minergie-P zu modernisieren. Damit das Gebäude somit mehr CO2-freie Energie produziert, als für Wärme, Warmwasser und Haushaltsstrom benötigt wird.
Das Bauprojekt sieht eine optimale Fassadendämmung vor. Dazu wird die solaraktive Fassade Lucido® eingesetzt. Das Dach wurde gedämmt und vollflächig mit einer PV-Anlage ausgestattet. Die Ölheizung wurde zurückgebaut und durch eine Erdsonden-Wärmepumpe ersetzt, die neben der Wärmeenergie auch Kühlenergie im Sommer zur Verfügung stellt. Durch die optimale Sanierung der Gebäudehülle konnte 80 % der benötigten Betriebsenergie eingespart werden.
Durch die neue Lucido®-Fassade kann solar vorgewärmte Frischluft direkt in die Innenräume geführt werden. In den Nasszellen wird eine einfache Abluftanlage eingesetzt. Die Abluftenergie wird zurückgewonnen und zur Aufbereitung des Warmwassers genutzt.
Das Gebäude wurde mit dem Norman Foster Solar Award 2022 und dem Europäischen Solarpreis 2023 ausgezeichnet.
Fragen an den Planer
- Welche Vorteile bietet der Standard Minergie aus Ihrer Sicht?
Der Baustandard gibt einerseits eine Anleitung, wie Gebäude mit einem optimalen Energieverbrauch gebaut werden, um den künftigen Herausforderungen gerecht zu werden. Andererseits weisen die Gebäude einen hohen Wohnkomfort und eine hohe Bauqualität auf. Der zertifizierte Standard ist gleichzeitig eine Qualitätssicherung. - Was waren die Knackpunkte zum Erreichen des Standards Minergie?
Ein entscheidender Faktor bei der Umsetzung war der Bestand selbst. Trotz sorgfältiger Planung im Vorfeld war es notwendig uns während der Bauzeit immer wieder auf neue Situationen einzustellen. Dadurch ergaben sich neue Chancen und Qualitäten, die wir nutzen konnten. Das war spannend und herausfordernd zugleich. Dabei durfte das Ziel Minergie-P zu erreichen natürlich nie aus den Augen verloren werden. - Wie haben Sie diese gelöst?
Es war wichtig, den Umbau im Vorfeld so genau wie möglich zu planen. Danach konnten wir alle Entscheidungen immer wieder mit dem Minergie-P-Antrag abgleichen und nachführen. So haben wir stets den Überblick behalten und konnten immer wieder Inputs zu den aufkommenden Situationen sammeln.
Was sagt die Bauherrschaft?
Ursprünglich war geplant, die Gebäudehülle zu dämmen und die Ölheizung durch eine Wärmepumpe mit Erdsonde zu ersetzen. Doch schon bald zeigte sich, dass die 50 Jahre alte Haustechnik in einem schlechten Zustand war. So kam Minergie ins Spiel und das Bestreben, in jedem Detail ein Maximum an Effizienz zu erreichen. Für die PV-Anlage bedeutete dies, jede von der Sonne erreichbare Fläche zu nutzen.
Das Haus steht im Mittelland – in den Wintermonaten oft wochenlang unter einer Hochnebeldecke. In der zweiten Jahreshälfte verringert sich der Ertrag des Dachs kontinuierlich, während der Fassadenertrag zunimmt. Am Jahresende übersteigt bei schönem Wetter der Fassadenertrag und übertrifft sogar den des Daches. Und auf dem relativ flachen Dach kann der Schnee oft tagelang liegen bleiben, während die Fassade auch bei Nebel oder dünner Wolkenschicht weiter Strom produziert.
Das Gebäude im Überblick
1973, Modernisierung 2022
910.5 m2
Erdsondenwärmepumpe
Dach Isoroof/ Isolfloc, Wände Flumroc
101.8 kWp
Bildergalerie
Fotos
Vorher-Foto: Giuseppe Fent
Aussenfotos neu: Beat Märki Bilderhaus